BAD FINANCE #1: Die Bank der Queen zerstört
Shownotes
Sein ehemaliger Chef nannte ihn mal einen Meister der Zerstörung: Nick Leeson. Inzwischen hat er das Gefängnis wieder verlassen, aber die Bank bleibt verschwunden… Der spektakuläre Ruin der altehrwürdigen “Barings Bank” verschlang in heutigen Summen etwa 1,3 Mrd. Euro! Eine ganze Bank in die Pleite geritten, das traditionsreiche Finanzhaus ruiniert. Wie konnte es so weit kommen?
In der Finanzwelt wird betrogen, Unschuldige werden ausgebeutet und die Gier nach noch mehr Geld steigt ins Unermessliche. In „Bad Finance” sprechen wir über wahre Betrugsfälle und ob solche Fails wieder passieren können.
Credits “Bad Finance” ist ein FYEO-Original von PodcastMania Mit Christian Kirchner und Martina Schönherr Regie: Rob Szymoniak Off-Sprecher: Stefan Bergel Redaktion: Christian Kirchner und Rob Szymoniak Produktion: Dominic Hesse und Rob Szymoniak von PodcastMania sowie Isabel Lübbert-Rein von FYEO Gesamtleitung FYEO: Benjamin Risom, Luca Hirschfeld und Tristan Lehmann
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Finanzskandale, Bankenkrise, Spekulation, Gier, Wirtschaftskriminalität
Transkript anzeigen
00:00:02: Fairs und Fiascos in der Welt der Finanzen.
00:00:07: Raffinierte und verbrecherische Methoden.
00:00:10: Dubiose Geschäftemacher, die sich auf dem Rücken unschuldiger in die eigenen Taschen wirtschaften.
00:00:16: In einem System, das uns eigentlich freier und sorgloser machen soll.
00:00:21: Wahre Betrugsfälle.
00:00:23: Im Talk mit Martina Schöner und Christian
00:00:26: Kirchner.
00:00:31: Die Gier
00:00:32: nach Geld.
00:00:33: Folge
00:00:34: eins, wie
00:00:35: ein Mann die Bank der Queen in den Abgrund trieben.
00:00:39: London, nineteenhundert, fünfundneunzig.
00:00:42: Es gibt noch kein
00:00:43: iPhone.
00:00:44: Tinder wird in Papst gespielt.
00:00:47: Und die Finanzwelt erlebt
00:00:48: eine der zum damaligen Zeitpunkt größten
00:00:51: Banken pleiten aller Zeiten.
00:00:54: Dahinter steckt vor allem ein britisches Arbeiterkind, Nick Leeson, der die altehrwürdige Burnings Bank ruiniert, zu deren Kunden damals auch die Queen
00:01:04: gehört.
00:01:05: Börsenmarkler
00:01:06: Leeson stürzt die Bank mit gigantischen Fehlspekulationen in den
00:01:10: Ruin, im Alleingang.
00:01:13: Eine knappe Milliarde Euro verlust.
00:01:16: Das traditionsreiche Finanzhaus am Ende.
00:01:19: Ein Schock für die gesamte internationale Finanzwelt.
00:01:25: Das Geld ist nie weg, es hat immer nur jemand anderes.
00:01:28: Willkommen
00:01:29: zu unserer neuen Serie über wahre und spektakuläre Betrugsfälle in der Finanzwelt.
00:01:34: Ich bin Martina Schönherr und ich treffe hier immer unseren Experten Christian Kirchner, der sich mit diesen Geldkrimis auskennt wie kaum ein anderer.
00:01:42: Christian, eine ganze Bank in die Pleite geritten.
00:01:45: Wie konnte es denn überhaupt so weit kommen?
00:01:47: Soweit Konto ist kommen, weil Nick Liesen drei Jahre lang ein Doppelleben geführt hat, indem er seine Zockereien vor seiner Frau, seinen Kollegen, seinen Chefs verheimlicht hat und überdies noch ein geheimes Konto anlegen konnte, in den er seine ganze Verluste reinbuchen konnte, die er erwirtschaftet hat.
00:02:03: Krasser Fall, vor allem wenn man bedenkt, dass die Queen ja Kundin bei der Bank war, also die war wahrscheinlich?
00:02:08: Not amused.
00:02:10: Auch wenn sie das natürlich offiziell nicht kommentiert hat.
00:02:12: Aber wir können es uns natürlich vorstellen, dass sie not amused war.
00:02:15: Wir klären gleich den Crash und wie es zu dieser spektakulären Banken-Kleid überhaupt kommen konnte.
00:02:20: Wir gucken natürlich auf die Person hinter dem Banken-Crash, denn ein einziger Mann wird für diesen Crash verantwortlich gemacht, Nick Liesen.
00:02:27: Arbeiterkind, nicht unbedingt eine Leuchte in Mathe, damals sogar durch die Prüfung gefallen.
00:02:32: Erstaunlich, dass der ohne Studium überhaupt so rasch hochkam.
00:02:36: Und inzwischen ist er wieder raus aus dem Knast, aber die Bank durch die Pleite verschwunden.
00:02:41: Wie viel Verlust gab's
00:02:41: da?
00:02:42: Na ja, am Ende waren's in heutigen Geldern ungefähr eine Million Euro, die über die Wuppe gegangen sind.
00:02:48: Und wir klären später in dieser Folge auch die Frage, was hätten wir davon?
00:02:52: Weil das sind Summen, die kann man sich immer gar nicht richtig vorstellen.
00:02:54: Deswegen brechen wir das runter, überlegen, könnten wir uns privat davon kaufen.
00:03:00: Wenn ich den Typen jetzt so vor mir hier auf dem Foto sehe, super jung, es kommt nicht in meinen Kopf rein.
00:03:06: Wie hat der das geschafft, so eine alte Traditionsbank wirklich in die Pleite zu treiben?
00:03:12: Wie geht das?
00:03:13: Was hat der gemacht?
00:03:14: Er ist gewissermaßen reingeschlittert in die ganze Geschichte, hat also nicht mit massiver Betrugsabsicht versucht, irgendwas zu erzocken.
00:03:22: Die Geschichte ging eigentlich damit los, dass seine Mitarbeiter selbst kleinere Verzockaktionen gehabt haben, dass da ein paar Verluste angefallen sind.
00:03:31: Und ein netter Chef, wie er da war, der hat den Singapur warer Händler, hat er gesagt, naja, ich hab da eine kleine Schublade für dich, wo wir so ein paar Fieldtrades reinlegen können.
00:03:39: Und da tun wir die mal rein, die räumen wir später auf.
00:03:41: Und das hat funktioniert, ohne dass er sie später aufräumen musste.
00:03:45: Und damit hat er natürlich die Möglichkeit gehabt letztendlich.
00:03:48: Er hat dann gemerkt, da ist etwas, das war ein Konto, was reinbuchen konnte, ohne dass eine Anstoß dran nimmt.
00:03:54: Das war natürlich dann sozusagen die Einladung, später dieses Konto vielleicht mal für andere Zwecke zu nutzen.
00:04:00: Okay, also Nick Liesen in Singapur, die Bank in London.
00:04:04: Hat da keiner kontrolliert?
00:04:06: Also wenn ich in meiner Firma einen Fehler mache, dann steht da aber sofort einer und sagt, hör mal, das geht aber nicht so.
00:04:10: Warum
00:04:10: krankst du
00:04:11: nicht dazu?
00:04:13: Führung über Distanz ist immer ein Problem letztendlich.
00:04:15: Er hatte den expliziten Auftrag in Singapur eine große Einheit aufzubauen.
00:04:19: Und was man bei Nick Liesen wissen muss, in seinen Anfangsjahren, also noch jünger war, zweiundzwanzig, dreinzwanzig, hat er richtig geliefert.
00:04:26: Er hat wirklich ... Stand zeitweise für zehn Prozent des Gewinns, den die ganze altehrwürrige, zweihundertdreißig Jahre alte Bearingsbank verdient hat.
00:04:35: Und du weißt, wie es ist, wenn etwas läuft, wenn irgendetwas funktioniert, dann lässt man auch etwas laufen.
00:04:40: Natürlich haben die Kontrollorgane versagt.
00:04:43: Aber wenn jemand Gewinne abliefert, vermeintliche Gewinne abliefert, ist natürlich der Anreiz groß, ihn einfach mal gewähren zu lassen und bloß nicht reinzugretchen.
00:04:51: Ich hab den Typ mir jetzt vor mir hier auf dem Foto, muss sagen, auch gerade aus Frauensicht.
00:04:55: Toptyp, der sieht nicht aus wie ein Betrüger.
00:04:57: Das ist so ein markanter, sportlicher Typ, fast wie so ein Rugby-Spieler, mit so, ich sag's mal in meinen Worten, glitzernen Augen, so einem verschmitzten Lachen.
00:05:06: Wie kann das sein, dass er ein Betrüger ist?
00:05:07: Enttäuscht mich redig.
00:05:09: Also, dein optischer Eindruck trügt dich nicht, denn er hat's nicht von Anfang an drauf angelegt, sich in Boney zu erzocken oder ja, die Bank zu prällen.
00:05:18: Eigentlich ein sehr guter Mensch gewesen, der wollte nämlich mit seinen Zockereien Verluste ausgleichen, die einen Kollege erwirtschaftet hatte.
00:05:26: Es ging da häufig echt zur Sache.
00:05:28: Die haben abends in Singapur viel gesoffen in ihrem Team und dann sind am nächsten Morgen Fehler entstanden.
00:05:34: Und die sind aber immer wieder ausgebügelt worden.
00:05:36: Und ja, also in der Hinsicht, der hat da nicht mit dem klaren Ziel gearbeitet, die Bank hinter die Fichte zu führen, sondern
00:05:44: ...
00:05:45: Die Zockerei ging damit los, dass der Fehler von Kollegen ausbürsten wollte, die Verluste erwirtschaftet
00:05:50: hatten.
00:05:51: Und wie hat er das jetzt gemacht?
00:05:52: Was war seine Taktik?
00:05:53: Wie ist er vorgegangen, um diesen Kollegen zu retten oder der Bank wieder was Gutes zu tun?
00:05:58: Das ist das klassische Casino-Prinzip.
00:06:01: Wenn ich in einem Casino eine Pechsträhne habe, sollte ich irgendwann aufhören und sagen, ich habe Geld verloren.
00:06:06: Das hätte ich melden können.
00:06:08: Er war aber jemand, der glaubte, wenn ich Verluste gemacht habe, zog ich halt so lange weiter, bis ich die Verluste wieder rausgeholt habe oder vielleicht sogar einen kleinen Gewinn gemacht hat.
00:06:17: Aber das Ziel war, über zwei, zweieinhalb Jahre lang aus der Verlustzone für seine Bank rauszukommen.
00:06:24: Und was ihm dabei extrem geholfen hat, war, dass er quasi eine Schublade zur Verfügung gestellt bekommen hat, in das er alles reinstopfen konnte, was er gerade nicht bearbeiten wollte an Fehler.
00:06:34: Das war ein Konto.
00:06:36: Das hat ihm eine Assistentin angelegt, ein sogenanntes Fehlerkonto, wo alles reingebucht werden konnte, was Verluste erwirtschaftet hat und wo zumindest unterjährig keiner nachgefragt hat, was da eigentlich passiert.
00:06:47: Aber
00:06:47: du sagst ja gerade Assistentin.
00:06:50: Die wusste ja auch, wofür das war oder nicht.
00:06:52: Genau, aber das ist eigentlich üblich.
00:06:54: Unter Trader üblich, dass ich hingehe und sage, es gibt einfach Dinge, um die ich mich die Kette zu bestimmen.
00:06:59: Hast du bestimmt auch so eine Schublade zu Hause, wo du sagst, jetzt nicht, irgendwann später mal so ungefähr.
00:07:06: Genau so muss man sich das auch bei ihm, Nik Liesen, dem Trader in Singapur vorstellen.
00:07:10: Der musste jeden Tag Vollgas geben auf dem Paket mit Schreierrei und ich kaufe, ich verkaufe.
00:07:17: Und das hieß auch, dass es immer wieder Sachen gibt, die ich in so einen sogenannten Fehler-Account, Fehlerkonto reinstecken muss.
00:07:23: Und das hatte angelegt, das ist völlig normal.
00:07:26: Das Ding ist, irgendwann musst du es mal aufräumen und einmal im Jahr kommt auch der Buchprüfer, der Bilanzprüfer und der macht die Schublade auf und guckt mal rein.
00:07:34: Und das war seine zentrale Herausforderung, dass er es am Ende auch vor ihm kaschieren musste, weil er diese Schublade nie aufgeräumt bekommen hat und einfach jeden Tag immer mehr Blätter reingewandert sind.
00:07:44: Wenn man das so hört, dann fragt man sich ja auch, wie konnte das sein, dass überhaupt keiner irgendwas von diesem Konto oder überhaupt von diesem Miseren dann ja mitkriegt?
00:07:52: Wie du schon sagst, irgendwann muss die Schublade geöffnet werden.
00:07:54: Also, da muss doch irgendjemand auch mal sitzen, der das Ganze überprüft.
00:07:57: Das hat man ja eigentlich in jedem Job.
00:07:59: Einer, der dich kontrolliert und wenn du es falsch machst, dann gibt es Ärger.
00:08:01: Gab es aber damals doch nicht.
00:08:03: Er hat diese ganze Einheit in Singapur aufgebaut und es gab da auch keine Trennung zwischen, wie man so schön sagt, also demjenigen, der handelt und derjenige, der es abwickelt, derjenige, der es kontrolliert.
00:08:14: Hatte da relativ freie Hand und auch eine ganze Weile richtig was geliefert.
00:08:18: Dicke Gewinne.
00:08:20: Und so sollte es auch bleiben.
00:08:21: Und jemanden, der sehr erfolgreich arbeitet, da tut man sich ja bekanntlich schwer mit.
00:08:25: Das ist ja in anderen Berufen genauso.
00:08:27: So ein Künstler, mal reinzugregen.
00:08:28: Dann sagt man, lass den mal machen.
00:08:30: Nicht, dass der ungehalten wird, irgendwie oder abgeworben wird.
00:08:33: Ganz großes Ding unter Banken.
00:08:36: Also hat man ihn da relativ frei gewähren lassen.
00:08:38: Junge Kerl, Mitte zwanzig, reitet eine ganze Bank in die Pleite.
00:08:42: Wie kann das passieren?
00:08:43: Wie hat das gemacht?
00:08:44: Er hat von seinem Arbeitgeber in Singapur eigentlich einen Blankoscheck zum Zocken bekommen.
00:08:49: Die Lornars Zentrale hat gesagt, mach du mal, verdient uns mal kräftig Geld.
00:08:52: Und wie das nun mal so ist, wenn man Leuten freie Hand lässt, dann drehen sie auch irgendwann durch.
00:08:57: Es war einfach so, dass die Verluste immer größer geworden sind durch seine Spekulation.
00:09:02: Und je größer die Verluste geworden sind, desto mehr hat er sich angestrengt, die Verluste wieder aufzuholen, musste das Risiko erhöhen.
00:09:09: Genau wie jemand im Casino, der vielleicht fünfhundert Euro hinten ist und denkt, komm, also ich will ja schon... mit einer schwarzen Null rausgehen, nicht mit Verlusten.
00:09:15: Also setze ich noch mal so lange, bis ich es vielleicht wieder rausbekommen habe hinterher.
00:09:19: Genauso war das bei ihm.
00:09:21: Das Problem war nur, irgendwann hat er gemerkt, jetzt ist es völlig zu Ende, das hole ich nie wieder auf, ist geflohen.
00:09:28: Und was dann zu diesem Zeitpunkt angefallen ist an Verlusten, hat die Bank überfordert, es überhaupt noch ausgleichen zu können.
00:09:36: Und das war der Punkt, in dem die Bank pleitegegangen ist.
00:09:38: Er hatte nicht genügend Geld, die Verbindlichkeiten, die entstanden sind, durch seine Verluste zu decken.
00:09:43: Es kommt noch dazu, er hat nicht nur die Verluste erfolgreich verstecken können, er brauchte auch ständig Geld aus der Londoner Zentrale, sogenannte Sicherheitsleistung, weil in Singapur, wenn man da Wetten an der Börse eingeht, wenn die schief gehen, muss genügend Geld da sein, die Wette einzulösen.
00:09:58: Und diese Mittel hat er permanent aus London angefordert, hat sich die wildesten Geschichten ausgedacht, ich brauche mal wieder mehr an Sicherheiten, hat dann erzählt, ich handle hier einen ganz großen Kundenauftrag und dafür brauche ich die Sicherheiten letztendlich.
00:10:12: Also, das hat keiner gemerkt.
00:10:13: Die Kontrolle hat effektiv über mindestens zweieinhalb Jahre versagt, wobei man aber auch sagen muss, er hat wirklich kriminelle Energie reingesteckt irgendwann auch zu kaschieren, was da passiert.
00:10:24: Er hat gefälscht mit gefälschten Faxen gearbeitet, um alle zu täuschen.
00:10:29: Also, großmaß an kriminelle Energie hat er dann irgendwann schon entwickelt.
00:10:32: Das ist nicht der liebebrave Typ, wie er vielleicht aussieht, wie du gesagt hast.
00:10:37: Ich
00:10:37: kriege schon ein bisschen Stressflecken, wenn ich daran denke, wie der ja in ständiger Angst gelebt hat.
00:10:42: haben muss.
00:10:42: Also du musst ja immer Angst haben, dass es irgendwie aufliegt.
00:10:45: Wie sah es in dem drin aus?
00:10:47: Wie sah sein Arbeitsalltag aus?
00:10:48: Dazu kommen wir gleich noch.
00:10:50: Erstmal aber die Frage an dich.
00:10:52: Für so ein Job als Börsen-Spekulant braucht man ja eigentlich, glaube ich, eine Top-Ausbildung, oder?
00:10:57: Ne, brauchst du nicht.
00:10:59: Du brauchst Instinkte.
00:11:00: brauchst Instinkte.
00:11:01: Du musst ja den Markt lesen können, Gesichter, anderer Händler, sowas musst du erspüren können.
00:11:07: Und das konnte er, das hatte er drauf gehabt.
00:11:10: Er kam aus ganz einfachen Verhältnissen, er Vater war Pflasterarbeiter, Mutter, Krankenschwester und der hatte auch sozusagen die Kalsschneuzigkeit der Straße gehabt.
00:11:20: Und die hat ihm bei seinem, ja kann man sagen, Betrug und beim Kaschieren dieser absurden Verluste an Meerenstellen geholfen.
00:11:26: Der konnte seine Chefs, wenn sie mal misstrauisch worden sind, schön in irgendwelche Sportgeschichten reinkwatschen und sagen, komm, lass uns über Manchester United reden oder ich wette mit dir um fünfhundert Pfund die Gewinne nächstes Wochenende.
00:11:38: Das war die eine Geschichte.
00:11:39: Da hatte er einen super Instinkt gehabt, wie man das löst.
00:11:43: Und das andere war, dass er eine Kalsschneuzigkeit auch hatte, als es dann wirklich hart wurde.
00:11:48: Also es hieß, wir haben hier Löcher.
00:11:50: Und da gibt es einen ganz zentralen Satz in seinem Buch eine Entzählung, dass er sagt, ich war in der Lage.
00:11:56: mit ein bisschen Klebestift und einem Briefpapier und einem Kopierer, Fünfzig Millionen Pfund zu erschaffen.
00:12:03: Da musste er nämlich einen Beleg bringen seiner Zentrale, dass da Gelder auch wirklich da sind, die es natürlich gar nicht gab.
00:12:09: Und das er hingegangen, hat er einfach einen Briefkopf gefälscht und das hingegangen.
00:12:12: Und er hat gesagt, das konnte das dann dem Buchprüfer Faxen sagen, hier ist der Beleg dafür, dass das Geld da ist.
00:12:18: Kommt sogar noch, noch doller.
00:12:19: Der eine oder andere kennt den Trick vielleicht, wenn man nicht so ganz knapp bei Kasse ist.
00:12:23: Er hat auch angefangen mit klassischen Überweisungs- Also um quasi Geld zu fälschen, das da ist, hat er gesagt, komm hier, wir machen mal eine Überweisung, stornieren sie direkt wieder, aber den Kontostand unmittelbar nach der Überweisung oder überhaupt die Tatsache, dass es diesen Transfer da ist, der macht uns liquide.
00:12:39: Kennst du vielleicht, warst du mal knapp bei Kassel so?
00:12:41: Äh,
00:12:41: das Äfteren, ja.
00:12:42: Ich weiß genau, weißt
00:12:44: du, meinst du, das ist das gute Gefühl, wenn man die Summe sieht auf dem Konto und denkt, ah.
00:12:47: Genau.
00:12:48: Oder auch, um sich ein Dispo zu erschleichen, einfach mal eine Kreiselüberweise um zwischen drei Konten.
00:12:52: So ähnlich muss man sich das bei ihm auch vorstellen.
00:12:54: Da gibt es auf drei Kontogeldeingang, aber es kreist immer die gleiche Summe.
00:12:58: Auch so ein Trick, den er auch angewandt hat letztendlich.
00:13:00: Du hast gesagt, am Anfang ging es darum, ein Kollegen aus der Patsche zu helfen, der Bank in Anführungszeichen wieder was Gutes zu tun.
00:13:07: Aber dann wurde es ja auch kriminell und da kann man ja auch sagen, da wollte er sich doch bestimmt auch ein bisschen selbst bereichern, oder?
00:13:13: Klar,
00:13:13: war auch für Gewinn, der erwirtschaftet wird, werden Boni gezahlt und das war auch tatsächlich der Fall, dass er zeitweise zumindest auf dem Papier für die Bank in London ungefähr zehn Prozent der Profit, der erwirtschaftet hat.
00:13:26: Er mit seinem kleinen Team in Singapur.
00:13:28: Da gab es natürlich auch einen dicken Bonus für.
00:13:30: Aber soweit man das sagen kann, war er nicht derjenige, der das aus dem Antrieb herausgemacht hat, das ganz, ganz große Geld zu verdienen.
00:13:38: Trotzdem hat er es ja auch bewusst vertuscht gegenüber seiner Frau, gegenüber anderen Kollegen.
00:13:44: Wie hat er das
00:13:44: gemacht?
00:13:45: Ja, das ist eine sehr gute Frage.
00:13:46: Tatsächlich hat seine Frau auch nichts bemerkt, sagte sie hinterher, sagte er auch selbst.
00:13:51: Er hat es ja auch bis zu dem Moment verheimlicht, in dem er im Februar in den letzten Jahren durchgebrannt ist.
00:13:59: Er hat einfach ein Doppelleben geführt und war ganz fantastisch darin, seine Sorgen, seine Nöte, die ihn, wie er das im Buch beschreibt, jedes Mal, wenn es an der Tür klopft, wenn der Anruf vom Chef kommt, komm mal hoch, war das für ihn natürlich eine Mega-Stress-Situation.
00:14:11: Er hat es aber zweieinhalb Jahre geschafft, sich daraus zu quatschen.
00:14:13: Also ich kann mir so ein Leben in ständiger Angst überhaupt nicht vorstellen, weil wie du schon sagst, bei jedem kannst du mal eben kommen, jeder kennt diesen Spruch vom Chef, hast du mal eben fünf Minuten für mich, dann musst du da rein, das muss doch... Also auch für den Kopf, das muss doch mega anstrengend gewesen sein.
00:14:28: Wie schafft man das zwei Jahre?
00:14:29: Das ist eine lange Zeit.
00:14:30: Es ist für dich natürlich irgendwann existenziell.
00:14:32: Du weißt genau, die Verluste nehmen solche Ausmaße an.
00:14:35: Ich hab das kennt jeder auch schon, wenn man mal Quatsch gemacht hat.
00:14:38: Versucht mit mehr Quatsch, das irgendwie zu kaschieren.
00:14:40: Irgendwann nimmst du ein Ausmaß an, wo du natürlich weißt, du kannst jetzt eigentlich nicht mehr gestehen, weil es schon jetzt mega gefährlich für dich wird.
00:14:48: von den Summen her.
00:14:49: Es ging bei ihm sehr schnell um zweistellige Millionen Summen, wo du sagst, das ruiniert meine Existenz.
00:14:55: Die von meiner Frau, von meiner Abteilung, von allem drum und dran, womöglich auch von der Bank.
00:14:59: Und gesagt hat, ich bin jetzt schon so tief reingerutscht, jetzt muss ich mich irgendwie wieder rauszocken.
00:15:03: Glaubst du, er hat manchmal zu Hause jetzt ganz naiv gedacht, vom Spiegel manchmal auch so ein bisschen geübt, seine Mimik, weil er ist ja ein Typ.
00:15:11: Er hat ein markantes Gesicht, dieses verschmitzte Grinsen.
00:15:13: Glaubst du, er hat manchmal seinen Auftritt?
00:15:15: Geübt, wie er beim Chef reingeht, damit er selbstbewusst wirkt, selbstsicher?
00:15:19: Ich hab seine Autobiografie gelesen, nee, das hat er nicht.
00:15:22: Was ich alle die Angst, die du beschreibst, die war allerdings schon sein ständiger Begleiter.
00:15:25: Er hasste beispielsweise den Sonnenaufgang.
00:15:27: Er sagt immer, wenn ich im Bett liege und es dunkel ist, ist ja alles gut.
00:15:30: Dann kann mich auch keiner anrufen und sonst wie.
00:15:32: Aber sobald's hell wird und die Vögel zwitschern, weiß ich, jetzt geht's wieder los sozusagen.
00:15:35: Jetzt muss ich da wieder hin.
00:15:36: Und jetzt setze ich mich wieder der Gefahr aus, dass alles aufliegt letztendlich.
00:15:39: Du sagst, er geht nach der Arbeit mit Freunden oder ist mit Freunden ein Trinken gegangen.
00:15:43: Da redet man doch aber auch über den Job.
00:15:45: Waren das alles richtige Freunde für ihn oder waren das eher so Fake-Freundschaften, weil er von denen providierte?
00:15:51: Seine Kollegen waren letztlich seine Angestellten.
00:15:54: Er war der absolute Oberbosste-Einheit und sie waren in absoluter Loyalität verbunden letztendlich.
00:15:59: Und wir hatten es eingangs gesagt, er führt ein Doppelleben.
00:16:02: Nicht mal seine Frau wusste das.
00:16:04: Also jemand, der es schafft, sozusagen was ein... tief im Innersten zwei, drei Jahre lang plagt.
00:16:09: Das ist eine sehr gute Frage.
00:16:11: Aber selbst eine Frau hat nichts bemerkt und keine Ahnung davon gehabt.
00:16:15: Aber das kennst du ja, man ist ja immer der Letzte, der merkt, wer mal betrogen wird, oder?
00:16:18: Wie schockiert das gerade so?
00:16:19: Weil ich die ganze Zeit überlege, was macht vielleicht mein Mann, von dem ich nichts weiß?
00:16:25: Weil also gerade diese, das Betrügen an sich mit einer fremden Frau, das ist schon schlimm genug, auf welche mir vorstelle, der ist ja in Singapur, hat dann einen Job und ich meine, denkt man ja, ist ein guter erfolgreicher Typ.
00:16:34: Und dann macht er da seit Jahren sowas.
00:16:37: Das
00:16:37: kennen wir ja, du bist immer der Letzte, der erfährt.
00:16:39: Alle deine Freunde, alle wissen das schon, deine Kollegen, aber du bist der Letzte, der sehr fährt.
00:16:43: Und trotzdem ist sie dann mit ihm geflohen.
00:16:45: Also, ich meine, es hätte ja auch sein können, dass sie sagt, weißt du was, also, Entschuldige bitte, bei der Nummer bin ich raus.
00:16:49: Nein, sie ist mit ihm geflohen, tatsächlich.
00:16:52: Hielt anfänglich auch zu ihm, hat ihn gedeckt.
00:16:54: Er ist allerdings relativ schnell verhaftet worden und sie haben sich dann noch scheiden lassen, während er in
00:16:59: Haft war.
00:17:00: Jetzt musst du natürlich noch mal erzählen, wie ist dieses ganze Ding überhaupt aufgeflogen?
00:17:03: Also, dass er das auf der einen Seite durchzieht.
00:17:05: Okay, aber irgendwann ging es dann ja an die Hose.
00:17:08: Da war ein zentrales großes Ereignis und das war ein Erdbeben in Japan, in Kube, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das, das.
00:17:34: Die rauschen natürlich kräftig ab hinterher.
00:17:37: Und das war letztendlich das, was die Verluste in eine Dimension haben ansteigen lassen, dass es nicht mehr zu kaschieren war.
00:17:44: Und das war das, was ihn dann letztendlich dann einige Tage nach dem Bienen zur Flucht durch die Mitte in den Nachbarstaat gebracht
00:17:51: hat.
00:17:52: Was das für ein Leben gewesen sein muss.
00:17:55: Wirklich in ständiger Angst.
00:17:56: Du denkst immer, gleich könntest du aufliegen.
00:17:58: Dann bist du noch auf der Flucht mit deiner Frau, die überhaupt nichts davon wusste.
00:18:02: Wir wollen aber nicht nur den Kerl beleuchten, sondern natürlich auch den Wert der Bank, die er ja in die Pleite getrieben hat.
00:18:09: Eins Komma drei Milliarden Euro.
00:18:11: Das war der Schaden letztendlich, der übrig geblieben ist von seiner Zockerei.
00:18:15: Genau.
00:18:16: Das
00:18:16: ist natürlich wieder eine riesige Summe.
00:18:18: Was hätten wir davon?
00:18:19: Kannst du das mal runterrechnen?
00:18:20: Was könnten wir uns privat zum Beispiel davon kaufen?
00:18:23: Na ja, mal eine Zahl, was schätzt du, wenn wir einfach mal sagen, was momentan stark gefragt ist, mal eine schöne Eigentumswohnung in Hamburg oder in Berlin?
00:18:31: Da triffst du dich genau, ich suche gerade.
00:18:34: Na super, was glaubst du, wie viel könnte man von diesen Verlusten, die ja die Wirtschaft
00:18:37: hat?
00:18:38: Wie viel könnte man davon
00:18:39: kaufen?
00:18:40: Also ich sag mal so, Hamburg ist sehr teuer.
00:18:41: Ähm, eins Komma drei Milliarden sind ja aber auch nicht
00:18:44: wenig.
00:18:44: Man sagt so ungefähr eine halbe Million, halbe Million kostet sie, fünfhunderttausend.
00:18:50: Das kannst du schnell kopfrechnen.
00:18:52: Zwei-tausend-sechs-hundert.
00:18:53: Zwei-tausend-sechs-hundert-Eigentumswohner.
00:18:55: Oder um noch mal uns von der anderen Seite an das Thema zu nähern, was schätzt du, wie viele nagelneue iPhone Acht?
00:19:01: Kann ich mir von der Schadensumme kaufen, dir hier?
00:19:04: Verzockt hat.
00:19:06: Richtig, richtig viele.
00:19:07: Also schon mal für alle meine Freunde auf jeden Fall.
00:19:09: Ich würde jetzt sagen, Millionen.
00:19:10: Es sind ungefähr zwei Komma sechs Millionen.
00:19:12: Da habe ich mal hochgerechnet.
00:19:13: Das heißt, jeder in Hamburg und wahrscheinlich nochmal plus Frankfurt hätte ein neues Handy.
00:19:18: Ich weiß nicht, wie viel Einwohner Hamburg hat.
00:19:20: Ja, das kommt sogar hin.
00:19:21: Kommt sogar gut hin.
00:19:22: Genau, richtig.
00:19:23: Siebenhunderttausend Frankfurter ungefähr dazu.
00:19:24: Kommt ungefähr hin.
00:19:25: Jeder vom Säugling bis zum Preis.
00:19:26: Genau,
00:19:26: das ist ja wieder der Punkt.
00:19:28: Hätte
00:19:28: ein iPhone.
00:19:29: Bis zum ältesten hätte ein iPhone.
00:19:31: Wie krass.
00:19:32: So, jetzt mal Konsum hin oder her, Christian.
00:19:33: Eins, drei Milliarden sind ja super viel.
00:19:37: Was hast du denn fürs Gemeinwohl?
00:19:38: Was kann man denn Gutes tun?
00:19:39: Okay, dann lass uns doch mal überschlagen, welche Fläche man dann mit jungen Bäumen beforsten könnte.
00:19:44: Oh ja, sehr gerne.
00:19:46: Gibt ja so einen schönen Ausgleich auch für seine eigenen CO-Zweißünden.
00:19:49: Dann kann man einen Baum für ein Euro pflanzen lassen in Südamerika.
00:19:53: Deswegen einfach mal, was schätzt du denn, diese Eins, drei Milliarden, die er verzockt hat?
00:19:57: Wenn ich das einfach mal in junge Bäume investieren würde, welche Flächen... welche könnte ich damit aufforsten?
00:20:03: Ja, ich überlege gerade.
00:20:04: Ich hatte noch nie so ein räumliches Denkvermögen.
00:20:06: Ich würde jetzt einfach mal sagen, dreimal Hamburg oder so.
00:20:09: Okay,
00:20:09: also es ist ein thirty-mal Berlin und Berlin ist ja auch nicht gerade klein, um das mal sich einigermaßen vorzustellen.
00:20:15: Wir kommen zurück zur Person Nic Liesen auf der Flucht, Leben in ständiger Angst.
00:20:20: Wie hat er sich denn jetzt mal in seinem Kopf die Flucht vorgestellt?
00:20:23: Also man kennt es aus Filmen, man weiß, Meistens geht das nie gut.
00:20:27: Was hat er gedacht?
00:20:28: Wie hat er sich das ganze Konstrukt überlegt?
00:20:30: Er hatte auf der Flucht seine Frau dann als Partnerin sofort im Boot gehabt.
00:20:35: Legendärer Satz von ihr.
00:20:36: Zahl alles in Bar.
00:20:37: Nichts mit Kartezahlen ist rückverfolgbar.
00:20:40: Sie sind dann nach Brunei gemeinsam geflohen.
00:20:43: Sein primäres Ziel war, in Europa in den Knast zu kommen.
00:20:47: Also er hat wohl schon, ja.
00:20:50: Erklär mal,
00:20:50: ja.
00:20:50: Asiatische und Gefängnisse in Singapur, generell sind eine andere Liga.
00:20:55: Den Chanji-Knast in Singapur hat seinen eigenen Ruf.
00:20:58: Die haben ein bisschen anderes Niveau als das, was in Europa so üblich ist.
00:21:02: Und sein Ziel war dann schon, für seine Taten lieber in Europa in Haft zu gehen.
00:21:07: Es wurde aber dann relativ turbulent auf der Flucht, weil er gedacht hat, na, ich... Ich bin jetzt erstmal weg und mal gucken, wie es aufliegt oder ob ich überhaupt aufliege, was dann jetzt als Nächstes passiert.
00:21:18: Dann war er in einem Luxushotel in Brunei mit seiner Frau, also einen Einstart weiter quasi.
00:21:23: Und da hatte aber sehr schnell sein eigenes Counter-Fly auf den Zeitungen gesehen.
00:21:27: Und mit der fetten Überschrift, hier ist er, der Betrüger-Trader.
00:21:31: Und da war ihm natürlich völlig klar, die Wahrscheinlichkeit damit durchzukommen, irgendwie und nicht sehr schnell erkannt zu werden, extrem gering.
00:21:38: Da war er eigentlich völlig verloren.
00:21:39: Heißt, er hat aber auch seinen Aussehen nicht verändert für die Flucht.
00:21:43: Also ich meine, man hätte ja auch eigentlich bei ihm wenig Haare auf dem Kopf gehabt.
00:21:47: Da hätte man ja eigentlich auch eine Perücke aufsetzen können, eine Brille.
00:21:49: Das sind so die einfachen Sachen, die ich aus irgendwelchen Filmen kenne.
00:21:53: nicht in Erwägung gezogen?
00:21:53: Nein, hat er nicht.
00:21:54: Das war relativ chaotisch dann irgendwann.
00:21:57: Und er ist auch in Frankfurt in einem relativ einfachen T-Shirt verhaftet worden letztendlich und musste sich noch aushelfen lassen, weil er ansonsten fast erfroren wäre.
00:22:07: Das war ja im Februar.
00:22:09: Die Flucht endete letztendlich in Frankfurt.
00:22:11: Er war auf dem Weg nach London, musste aber umsteigen in Frankfurt.
00:22:16: Und beim Umsteigen haben sie ihn dann hopsgenommen.
00:22:18: Heißt aber ja auch im Umkehrschluss, es war sonst keiner in diese Flucht involviert, aus einem Freundes-Familien-Bekanntenkreis.
00:22:24: Er war einfach weg.
00:22:25: Er war weg.
00:22:26: Er hat seinen Kollegen angerufen, noch in Singapur hat gesagt, das tut mir jetzt fürchterlich leid.
00:22:30: Und er sagte, um Gottes Willen, komm bloß nicht zurück, hier ist der Teufel los.
00:22:34: Und das muss man, er hat auch seine Eltern kurz kontaktiert.
00:22:38: Eines muss man dazu allerdings sagen, also... Die Sache hätte vielleicht noch gut ausgehen können, wenn er anstatt zu fliehen und einen absoluten Sauhaufen zu hinterlassen.
00:22:48: Noch mal die Hand gehoben hätte und gesagt hätte, liebe Bank, lieber Arbeitgeber, ich habe hier ein riesen Problem.
00:22:54: Dann wäre es noch lösbar gewesen, dadurch, dass es aber eine chaotische Flucht ist, wenn er einfach ab durch die Hecke ist, nichts hinterlassen hat und man sozusagen als Bank selbst den Sauhaufen, den er hinterlassen hatte, aufräumen musste.
00:23:07: Dadurch sind letztendlich erst die gigantischen Verluste entstanden, die die Bank in die Knie gezwungen hat.
00:23:13: Weiß man, wie es in dem Moment in der Bank ablief, was das für eine Situation war?
00:23:16: Ich stelle mir das so vor, das muss ja Chaos pur gewesen sein.
00:23:19: Also, da steht fest, der Typ ist weg, wir können das ganze Ding hier nicht mehr retten.
00:23:23: Was war das für ein Gefühl, was für eine Situation?
00:23:25: Das war Chaos pur und eine füchterliche Situation insofern, als dass seine Position, seine Wetten, die ja eingegangen ist, ruchbar gewesen sind.
00:23:33: Das kann man sich ungefähr so vorstellen, dass ein Fußballspiel fünf zu null für den FC Bayern steht und da bietet ihr immer noch einer Wetten an, auf ein Sieg von Bayern zu wetten.
00:23:42: Du weißt genau, dass du das Spiel gewinnen wirst.
00:23:44: Alle wussten, was die für Positionen hatten bei Berings, was er für eine hatte.
00:23:48: Das wurde dann irgendwann bekannt und dann wurde komplett dagegen gewettet und das hat die Verluste von Berings noch mal richtig in die Höhe getrieben.
00:23:56: letztendlich, das Chaos, was er hinterlassen hat.
00:23:58: Nach mehreren Tagen Flucht wurde er dann in Frankfurt, wie du sagst, in einem unscheinbaren Outfit aufgegriffen.
00:24:04: Wie ging es dann weiter?
00:24:05: Wie wurde er jetzt verknackt?
00:24:06: Genau, seine Hoffnung war ja letztendlich, in Europa verurteilt zu werden oder nicht ausgeliefert zu werden.
00:24:12: Genau das ist aber dann passiert.
00:24:13: Er ist zurück nach Singapur ausgeliefert worden.
00:24:16: Dort ist ihm der Prozess gemacht worden und er ist auch zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden.
00:24:22: Lisa hat dann noch ein sehr... tragische Wendung genommen, er hat nämlich Krebs bekommen.
00:24:25: Also seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen im Knast, der ist auch verurteilt worden, hundert Millionen wieder zu erarbeiten später, also quasi Schadenersatz zu leisten.
00:24:36: Und er hat Krebs bekommen im Darmkrebs im Gefängnis.
00:24:39: Auch sehr jung.
00:24:40: Er war ja dann Ende zwanzig und ist wegen guter Führung und seiner Krebserkrankung neunundneunzig aus der Haft entlassen worden.
00:24:48: Hat aber den Krebs besiegt und lustigerweise ist heute unterwegs als Vortragsredner und gibt Risikoseminare in Banken und erzählt den Bankern bei Dinnerspeeches.
00:25:00: Ja, wie man es denn besser macht und wie man es besser nicht macht, wie man an ihm sieht sozusagen.
00:25:04: Er schult also quasi seine alte Branche, wie man Fälle wie ihn verhindert.
00:25:08: Ist wahrscheinlich auch nicht ganz billig, ihn zu buchen, weil er muss ja noch einiges, denke ich, abstottern.
00:25:13: Das stimmt.
00:25:14: Er musste das eine Weile abstottern, mittlerweile ist er restschuldbefreit, kann also ganz gut davon leben.
00:25:18: Was man allerdings auch dazu sagen muss, nicht... Alle, die ihn vielleicht hätten buchen sollen, haben ihn gebucht.
00:25:25: Denn solche Trader-Aleingänge, Fehlspekulation, die hat es auch danach gegeben, in noch größeren Summen, die aber die Banken nicht letztendlich haben umkippen lassen.
00:25:34: Da gab es einen Trader namens Quico Adubolli bei der UBS, bei der Schweizerischen Bank, der hat zwei Milliarden verzockt.
00:25:40: Dann gab es den Jerome Caviel bei der Societe Generale fünf Milliarden im Jahr Riesenbeträge, aber man kann sich immer nur die erste große Geschichte merken, die auch die ganze Bank in die Knie gezwungen hat.
00:25:52: Deswegen steht Nik Liesen so prototypisch für diese Fehlspekulation und diese Bankpleite.
00:25:58: Kann man sich glaube ich nicht so ausdenken, da kann man sagen, das wahre Leben schreibt immer noch die besten Stories.
00:26:04: Und in der nächsten Folge geht's um die Lehman Brothers.
00:26:07: Auch eine Bankpleite, allerdings eine, die ungefähr zweihundertmal größer war, noch als die der Bearingsbank und eigentlich die ganze Welt in den Abgrund gerissen hat, sprich in eine ganz tiefe Rezession.
00:26:19: Und eine Pleite, die letztendlich auch den deutschen Kleinsparer erreicht hat, weil
00:26:24: auch deutsche Zertifikatehalter
00:26:26: betroffen waren.
00:26:27: Der Wahnsinn ist ja, wir reden hier von einer US Investment Bank und sogar deutsche Kleinanleger sind davon betroffen.
00:26:34: Mehr dazu in der nächsten Folge von Bad Finance.
00:26:53: Regie
00:26:54: Rapschimoniek.
00:26:57: Aufsprecher Stefan Bergel.
00:26:59: Redaktion Christian Kirchner und Rapschimoniek.
00:27:03: Produktion Dominik Hesse und Rapschimoniek von Podcast Mania.
00:27:09: So wie Isabel Löwerdrein von FAIO.
00:27:12: Gesamtleitung FAIO.
00:27:13: Benjamin Rison, Luca Hershfeldt und Tristan Lehmann.
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