BAD FINANCE #4: Baulöwe Schneider baden gegangen

Shownotes

Er bekam den Spitznamen “Baulöwe” und für wichtige Politiker war er everybody’s darling: Dr. Jürgen Schneider - Bauunternehmer und Betrüger. Mit perfiden Methoden zig Milliarden von Banken ergaunert und sich so in wenigen Jahren ein wahres Immobilienimperium erschaffen. Schneider war ein Mann, der alle über den Tisch zog… Bis alles spektakulär krachen ging und seine Schwindel entlarvt wurden!

In der Finanzwelt wird betrogen, Unschuldige werden ausgebeutet und die Gier nach noch mehr Geld steigt ins Unermessliche. In „Bad Finance” sprechen wir über wahre Betrugsfälle und ob solche Fails wieder passieren können.

Credits “Bad Finance” ist ein FYEO-Original von PodcastMania Mit Christian Kirchner und Martina Schönherr Regie: Rob Szymoniak Off-Sprecher: Stefan Bergel Redaktion: Christian Kirchner und Rob Szymoniak Produktion: Dominic Hesse und Rob Szymoniak von PodcastMania sowie Isabel Lübbert-Rein von FYEO Gesamtleitung FYEO: Benjamin Risom, Luca Hirschfeld und Tristan Lehmann

Du möchtest Werbung in diesem Podcast schalten? Dann erfahre hier mehr über die Werbemöglichkeiten bei Seven.One Audio!

Transkript anzeigen

00:00:02: Faires und Fiascos in der Welt der Finanzen.

00:00:07: Raffinierte und verbrecherische Methoden.

00:00:10: Dubiose Geschäfte-Macher, die sich auf dem Rücken unschuldiger in die eigenen Taschen wirtschaften.

00:00:16: In

00:00:16: einem System, das uns eigentlich freier und sorgloser machen soll.

00:00:21: Ware Betrugsfälle.

00:00:23: Im Talk mit Martina Schöner und Christian Kirchner.

00:00:29: Bad Finance.

00:00:31: Die Gier nach Geld.

00:00:33: Folge Vier.

00:00:34: Aufstieg und Fall des Baulöwen Schneider.

00:00:37: Die spektakuläre Milliardenplatte.

00:00:41: Das Jahr fourhundundneinzig.

00:00:44: Ein schweres Jahr für die Bundesrepublik Deutschland.

00:00:47: Geprägt von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise.

00:00:51: Die Haushaltsverschuldung

00:00:52: erreicht

00:00:53: den Wert von zwei Billionen D-Mark.

00:00:56: Der Einheitsboom, der Traum von blühenden Landschaften, nur einer freut sich, Dr.

00:01:05: Jürgen Schneider, Bauunternehmer und Betrüger.

00:01:09: Mit

00:01:10: perfiden Methoden, zig Milliarden von Banken ergaunert und sich so in wenigen Jahren

00:01:15: ein wahres,

00:01:16: immobilien Imperium erschaffen.

00:01:18: Das System Schneider funktioniert wie am Schnürchen.

00:01:22: Jürgen Schneider, von der Öffentlichkeit bestaunt, von Politik und Banken hoffiert.

00:01:28: Ein Mann, der alle leimte.

00:01:30: Vor allem die Deutsche Bank.

00:01:32: Sein Leben, ein einzigartiger Wirtschaftskrimi.

00:01:39: Das Geld ist nie weg, es hat immer nur jemand anderes.

00:01:42: Herzlich willkommen zu unserer Serie über wahre und spektakuläre Betrugsfälle in der Finanzwelt.

00:01:48: Ich bin Martina Schönherr und ich treffe hier immer unseren Experten Christian Kirchner, der sich mit diesen Geldkrimis auskennt wie kaum ein anderer.

00:01:56: Bau-Löwe Schneider.

00:01:57: Wieso hatte er diesen Spitznamen?

00:01:58: Das ist ganz einfach.

00:01:59: Löwe ist ein Tier, das seinen Revier beherrscht.

00:02:02: Ganz oben in der Nahrungskette steht, keine natürlichen Feinde hat.

00:02:05: Übertragen auf Industrien kann man sagen.

00:02:07: Anfang Mitte der Neunziger bis zur Pleite.

00:02:10: Da hat Jürgen Schneider den Immobilienmarkt in Deutschland beherrscht.

00:02:13: Kein Großprojekt ohne Jürgen Schneider zu fragen, ob nicht er es machen könnte.

00:02:18: Um wie viel Geld geht's bei diesem Fall?

00:02:19: Da reden wir am Ende über eine Summe von ... Umgerechnet zwei Komma.

00:02:23: Damals gab es ja noch die D-Markt, zwei Komma fünf Milliarden Euro ungefähr, die im Feuer ist, die im Moment der Pleite in Form von Krediten offen war.

00:02:31: Wir blicken heute hinter die Person Jürgen Schneider, der Aufstieg vom geprügelten Knaben zum Chef-Barbo, zumindest für einen bestimmten Zeitraum.

00:02:39: Wir beleuchten ganz genau sein Leben, das ja schon einer verrückten Achterbahn fadlich.

00:02:43: Und wir schätzen natürlich mal, was hätten wir davon?

00:02:46: Alle gemeinsam können wir raten, was hätte man alles Sinnvolles und Nützliches von diesen zwei Komma fünf Milliarden Euro kaufen können.

00:02:53: Jetzt kommen wir aber erst mal zu seinem Leben.

00:02:55: Jürgen Schneider kam ja aus gutem Hause, die Familie war wohlhabend, aber seine Kindheit war trotzdem nicht schön, vor allem wegen seines Vaters.

00:03:02: Wie war das Verhältnis?

00:03:04: Ich habe seine Autobiografie gelesen, die hat zum Teil schon ein wenig betroffen gemacht, weil er berichtet da schon von Schlägen.

00:03:11: Ja, man muss schon fast schon sagen, Sadismus seines Vaters erzwingte in den kleinen Jürgen, barfuß, Schnee zu schippen und wird dann hinterher noch mit der Schippe verprügelt, weil er es vergessen hat, Schnee zu schippen.

00:03:22: Da muss man schon sagen, das gab auch eine Szene, wo der Vater mal an ihm vorbeifährt, während er in Darmstadt, dreißig Kilometer von seiner Heimat im Taunus entfernt, an Jürgen Schneider vorbeifährt und ihn natürlich nicht mit dem Auto mitnimmt, sondern noch winkt, weil der Sohn kangefälligst mit dem Nahverkehr zurück nach Hause kommt.

00:03:38: Der Vater fährt natürlich mit dem Auto.

00:03:40: Das spricht ja nicht gerade für ein Verhältnis, wo man sagt, da geht man herzlich und extrem liebevoll miteinander um.

00:03:48: Hast du das Gefühl, dass es bei Kriminellen oft so ein Background gibt, dass die immer ein bisschen getriezt werden von Vater, von Mutter und dann erst recht so dieses Gefühl haben, jetzt muss ich es der Welt zeigen?

00:03:59: Das glaube ich absolut.

00:04:00: Ich glaube, unser Werteverständnis, was wir bekommen, auch fürs Wirtschaftsleben, Sinn für Gerechtigkeit, Ungerechtigkeit, das bekommen wir in der Familie vermittelt.

00:04:09: über die Folgen insgesamt, wenn man sieht, das mal anschaut, was die Leute für eine Kindheit gehabt haben.

00:04:14: Das ist schon, glaube ich, ein ganz häufiges Motiv, dass Menschen ihren Eltern gefallen wollen oder dass sie Wertvorstellungen mitbekommen, dass man es zu was bringen muss, gewisses Anspruchsdenken auch, du musst es schaffen, du musst andere ausstechen, das sehr häufig der Antrieb für die Leute ist.

00:04:29: Das

00:04:29: heißt auch Jürgen Schneider wollte es seinem Vater beweisen, zeigen, dass das drauf hat.

00:04:33: Wie hat er das gemacht?

00:04:34: Ja, er wollte das sich und seinem Vater auch so sehr beweisen, dass er es geschafft hat, dass er sich ein eigenes Schloss zugelegt hat in Königstein im Taunus und mal eben sechshundert Millionen Mark auf einem Festgeldkonto liegen hatte, hat das Frostgeld genannt für schlechtere Zeiten.

00:04:48: Und ich glaube, in dem Moment, wo ich mir einen mittleren, dreistelligen Millionenbetrag für schlechte Zeit zurücklege, ja, da habe ich es schon geschafft und da habe ich es auch dem eigenen Vater gezeigt.

00:04:56: Aber trotzdem kann man sagen, Leute, bitte kein Neid.

00:04:59: Jürgen Schneider ist nicht unbedingt der Schönste auf diesem Planeten.

00:05:03: Und er ist ja erwiesenermaßen ein Betrüger.

00:05:05: Einer, der auf dem Weg dahin mit seinen vielen ergaunerten Millionen, ja aber bestimmt gewisses Skills drauf haben muss, würde ich jetzt mal als Laie vermuten, die man als Normal-O vielleicht nicht unbedingt mitbringt.

00:05:16: Womit hat er sich dann so hochgearbeitet?

00:05:18: Ich glaube, was die Person Jürgen Schneider so besonders macht ist, der ist nicht in irgendeinem Gebiet der Spezialist gewesen.

00:05:25: Der konnte mit den einfachen Handwerkern auf der Baustelle genauso wie mit den Bankern, denen er dreistellige Millionen Kredite abgelokst hat.

00:05:33: Und ich glaube, das ist ja schon eine Fähigkeit, wo man sagen muss, normalerweise kann jemand gut mit banken und es gibt ein anderer, der auf der Baustelle kann, einer, der beides kann, weil er selbst eine Maurerlehre gemacht hat, weil er selbst ökonomischen Verstand hat, weil er alles von der Pieke auf gelernt hat, was er da projektiert.

00:05:48: Das ist schon eine Besonderheit.

00:05:49: Er konnte auch die Sprache der Handwerker sprechen.

00:05:52: Der kennt ihre Tricks.

00:05:53: Das war kein Schnösel letztendlich gewesen, auch wenn er vielleicht ja mit seinem Toupé und mit seinem Auftreten, seinen feinen Anzügen, die er an hatte, so aussah.

00:06:01: Nein, das war er nicht.

00:06:01: Das war ein Mann, der mit der Basis ganz hervorragend konnte.

00:06:05: Du saßest grad schon Maurerlehre.

00:06:06: Hat er in diesen ganzen Geschichten oder in den Fällen da auch seine Kontakte spielen lassen?

00:06:11: Also ich meine, das kennt man ja aus jeder Branche.

00:06:13: Jeder lässt ja mal seine Kontakte spielen.

00:06:15: Hat er die alten?

00:06:19: Ich

00:06:19: glaube, da ging es weniger um Kontakte, sondern mehr um Know-how.

00:06:21: Dass man weiß, wie auf dem Bau betrogen wird, wo bei Rechnungen betrogen wird, wo Geld abgezweigt wird.

00:06:27: Jetzt endlich ist aber auch die ganze Braubranche, wer die Dienstleistung übernehmen kann und auch die Bauunternehmer untereinander, die sich die Aufträge abluchsen, beschrieb er immer wieder auch in seiner Autobiographie eine überschaubare Branche, insbesondere die Bauunternehmen, wo man sich gegenseitig kennt, aussticht und man die eine oder andere Kartellabsprache auch getroffen hat letztendlich.

00:06:46: Aber seine Vernetzung war natürlich schon in ganz Deutschland grandios, ganz klar.

00:06:50: Sein Motto war Think Big, klingt für mich erstmal sympathisch.

00:06:53: und auch, dass er, sag ich mal, den Großen zeigen wollte.

00:06:56: Das kennt ja eigentlich jeder von seinem eigenen Job.

00:06:58: Dem Chef mal zeigen zu wollen, guck mal, ich hab's drauf.

00:07:01: Wie kam das dann aber bei den Leuten auf dem Bau an?

00:07:04: Nach meiner Verständnis war das durchaus eine Hassliebe.

00:07:06: Die Handwerker, die waren einerseits begeistert, dass da einer war, der wusste, wie es lief, mit Gummistiefeln rumlief, weil normalerweise sind das ja zwei getrennte Welten.

00:07:13: Leute in Glitzertürmen, Architekten, Banken und die Baustelle.

00:07:17: Das hat ja auch was mit Wertschätzung zu tun.

00:07:19: umrennt und mit den Leuten kann.

00:07:21: Andererseits waren die Handwerker dann häufig überrascht, dass sich der Schneider nicht über den Tisch ziehen lässt.

00:07:25: Man war begeistert, mit Schneider ins Geschäft zu kommen, aber hinterher wies er sich dann als ganz knallhater Verhandler, der genau aufgepasst hat, der sich nicht hat betrügen lassen.

00:07:35: Der kannte ja die Tricks, weil er selbst lange Hilfsbauleiter war bei seinem Vater, weil er selbst eine Maurerlehre gemacht hat, weil ... Schneider einfach jemand war, der genau wusste, wie getrickst wird.

00:07:44: Ich

00:07:45: stelle mir jetzt immer so vor, das ist so einer.

00:07:46: Ich habe einen Onkel, der passt ein bisschen auf die Beschreibung.

00:07:48: Der kommt in den Raum und er nimmt den Raum auch komplett für sich ein.

00:07:52: Der dröhnt auch so ein bisschen.

00:07:53: Und so war Schneider wahrscheinlich auch so einer, der einfach irgendwo hinkommt, reinplatzt und sagt, Leute, hier bin ich, ich bin Macher.

00:07:59: Das

00:07:59: stimmt schon mit einer Besonderheit.

00:08:00: Irgendwann hat er mal die Rollen getauscht.

00:08:02: Da ist er nirgendwo mehr hingekommen.

00:08:04: Da hat der Leute nur noch in seinem Schloss.

00:08:06: in Königstein im Taunosempfang.

00:08:07: Das war immer einer seiner Markenzeichen.

00:08:10: Er geht nicht zu Banken und bittet um einen Kredit für seine Riesenkredite.

00:08:14: Die Banken haben gefälligst, zu ihm zu kommen und ihm einen Kredit anzubieten.

00:08:17: Und die hat er dann auch immer warten lassen.

00:08:19: Das war ihm ganz wichtig, hat sie dann von oben beobachtet, wie sie unten saßen.

00:08:23: Das heißt, er hatte Charisma definitiv, aber er wusste auch ganz genau, wie er das alles zu inszenieren hatte, dass Leute zu ihm kommen und von ihm was wollten.

00:08:31: Insbesondere die Banken.

00:08:33: Jetzt ist er auf der einen Seite ein großer Macher, auf der anderen natürlich aber trotzdem Verbrecher.

00:08:37: Glaubst du, dass so ein Mensch wie Jürgen Schneider auch mal gewissensbisse hatte?

00:08:40: Absolut.

00:08:41: Da lässt er sich in seiner Autobiografie seitenlang darüber aus, wie man sich gegenseitig über das Ohr haut.

00:08:46: Und das hat er definitiv gewusst.

00:08:48: Er schreibt da, Zitat, nur etwa ein Drittel der Firmen verhielt sich untereinander anständig.

00:08:53: Und unsere Firma gehörte zu den restlichen siebzig Prozent.

00:08:56: Also sprich die, die nicht mit legalen Mitteln gearbeitet haben.

00:08:59: Das hat ihn auch oft nachts schlecht schlafen lassen, er fühlte sich aber auch immer stark unter Druck für seine Firma, für seine Mitarbeiter zu sorgen.

00:09:06: Letztendlich doch, er wusste schon genau, er wusste zu jedem Zeitpunkt hagenau, was er macht, auch später, als er sich Milliarden erschwindelt hat.

00:09:13: Ich hab das Gefühl, ich weiß nicht, ob man das so sagen darf, aber ich kann mich gerade ganz gut in Ihnen hineinversetzen.

00:09:18: Jeder von uns träumt ja irgendwie davon, irgendwann mal auszusteigen, nie wieder arbeiten zu müssen, trotzdem ewige Reichtum.

00:09:25: Man steht morgens ohne Geldsorgen auf.

00:09:27: Das ist schon ein gutes Gefühl.

00:09:29: Auch Schneider hatte diese Chance, dazu kommen wir gleich.

00:09:32: Vorher steigen wir aber ein in die achtziger Jahre.

00:09:34: Die Wende in seinem Leben.

00:09:36: Er tritt aus dem Betrieb seines Vaters aus, startet sein eigenes Business.

00:09:40: Das ist ja schon, du hast es eben gesagt, mit forty-seven Mutiger Schritt, aber auch in diesen Zeiten.

00:09:44: Inwiefern war das für ihn damals turbulent?

00:09:46: Er hatte ein super Leben gehabt, hätte das Unternehmen seines Vaters übernehmen können letztendlich.

00:09:51: Das war aber einer, der konnte auch nicht loslassen.

00:09:54: Er blieb immer der Junior.

00:09:55: Deswegen hat er sich mit forty-seven gesagt, lieber alleine pleite gehen, als unter der Knute des Vaters kaputt gehen.

00:10:01: Was ist ein Original Satz von ihm, was letztendlich heißt, er wäre kaputt gegangen.

00:10:05: da letztendlich.

00:10:06: Er musste was Eigenes her.

00:10:07: Er hatte sich schon ein bisschen ausprobiert.

00:10:09: Das große Risiko war, dass sein Vater ihn geschäftlich kaputt macht, weil er ihm das nicht gönnt.

00:10:13: Das hat er auch versucht.

00:10:14: Er hat es auch mit einer Enterbung probiert.

00:10:16: Aber Schneiders Geschäft hat dann tatsächlich in der Selbstständigkeit Superfahrt aufgenommen als Bauunternehmer in den frühen Achtziger.

00:10:23: Du sagst es schon, dann kam sein erstes eigenes Projekt und ich sag mal der... Anfang seiner Betrugsmasche.

00:10:29: Wie lief das alles genau ab?

00:10:30: Was hat er gemacht?

00:10:31: Er geht hin und kauft ein Objekt und will es renovieren.

00:10:35: Er nimmt dann einen riesigen Kredit auf, der erheblich höher ist als das, was er letztendlich braucht, um das Haus zu renovieren.

00:10:43: Und anschließend verkaufte es aber nicht, wenn er es gebaut hat, sondern betreibt es weiter.

00:10:48: Schneider ist nur ein genialer Bauherr gewesen, aber kein guter Betreiber.

00:10:52: Wenn ich einen Kaufhaus betreibe, eine Ladengalerie oder ein Hotel oder ein Bürokomplex, dann muss ich auch Mieter finden dafür.

00:10:59: Das konnte er nicht gut.

00:11:01: Was er letztendlich gemacht hat, kann man, glaube ich, am einfachsten mal bei seinem allerersten Großprojekt entlang erzählen.

00:11:06: Soll ich es mal ganz kurz

00:11:07: erzählen?

00:11:07: Sehr gerne, ja.

00:11:08: Fantastisch.

00:11:09: Das war das sogenannte Goldene Kreuz in Baden-Baden, ein luxuriöses Wohnungs-Geschäftshaus.

00:11:14: Das gibt es auch bis heute noch, kann man sich anschauen.

00:11:16: Das war sein erstes Großprojekt.

00:11:17: Das hat er sich für fünf Millionen gekauft, Schnäppchenpreis, brauchte zwanzig Millionen für eine Renovierung, Schicksalhaft war seines erstes Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank, die er dann gemacht hat.

00:11:28: Und die Deutsche Bank hat aber gesagt, naja gut, du hast zwar fünf Millionen dafür hingelegt, brauchst zwanzig Millionen für die Renovierung, aber wir sagen mal, dass es zwanzig Millionen wert.

00:11:37: Wie stellt man denn so eine Rechnung bitte auf?

00:11:39: Das ist ein Vierzehn Millionen Wert und dann hier hast du den Kredit.

00:11:41: Tschüss.

00:11:42: Ich denke, das ist einfach, das gibt es ja häufig.

00:11:44: Ich renoviere ein Haus und es ist dann wertvoller als Kaufpreis und Sanierungskosten hinterher, weil ich es lecker vermieten kann.

00:11:49: Ich brauche halt einen, der es macht oder der in der Lage ist, es zu renovieren.

00:11:52: Und für die Bank sieht es einfach wahnsinnig viel sicherer aus, wenn ich einem, in dem Fall, Vierzehn Millionen Vorstrecke für den Kauf des Abrissgrundstücks und des Gebäudes und zwanzig Millionen für die Renovierung, aber sage, das ist da vierzig Millionen wert.

00:12:06: Dann sieht das ja viel sicherer

00:12:07: aus.

00:12:08: Das ist

00:12:08: mehr wert.

00:12:09: Und das ist der rote Faden seiner ganzen Geschichte, dass die Banken selbst ein großes Interesse daran haben, Die Immobilien, die er da renoviert hat oder die er neu baut, erheblich größer rechnen, als sie tatsächlich ist.

00:12:21: Und das Spiel hat er mitgemacht, das Spiel hat er auch forciert.

00:12:24: Man muss sagen, Jürgen Schneider war aber auch ein Unikat, wenn der auf die Baustellen kam.

00:12:28: Wie sah der aus?

00:12:29: Der hatte immer so Mäntel an, der hat ja richtig sich was überlegt, wenn der losging, oder?

00:12:32: Der hatte, ja, üblicherweise bei öffentlichen Auftritten seinen Tupé, Stiefel, Parker, bei jedem Wetter über die Baustellen hat genau kontrolliert.

00:12:40: Was wird da gemacht?

00:12:41: Machen die das alle ordentlich?

00:12:42: Und das hob ihn schon mal von allen anderen.

00:12:44: Bauunternehmern ab, die Aufträge vergeben haben.

00:12:46: Und das fiel auch bei diesem ersten Riesenprojekt im Goldenen Kreuz in Baden-Baden auf.

00:12:51: Und das fiel den Banken extrem positiv auf.

00:12:53: Da ist einer, der sich kümmert, der hält das nach, der lässt sich nicht über den Tisch ziehen.

00:12:56: Ein Meilenstein für Baule Wischneider war ja das Jahr neunzehntneunzig.

00:13:00: Was ist da genau abgelaufen?

00:13:01: Neunzehntneunzig hat er ein Riesenprojekt in Frankfurt gebaut, projektiert.

00:13:07: Der sogenannte Fürstenhof, der ist zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt.

00:13:10: Ich bin da auch oft dran vorbeigegangen, kann man sich heute auch noch anschauen.

00:13:14: Das hat er für vierzig Millionen im Grunde genommen Abrissreif gekauft, war allerdings denkmal geschützt, nimmt einen Kredit über zweihundertfünfzehn Millionen Euro ein, renoviert es für diesen zweihundertfünfzehn Millionen Kredit, kauft und renoviert das Ganze und verkauft es für vierhundertdreißig Millionen.

00:13:31: Das heißt, verdoppelt mal eben seinen Einsatz, den Anführungszeichen, seinen Kredit.

00:13:36: Und das ist natürlich eine Geschichte, wenn er an dem Moment Schluss gemacht hätte.

00:13:40: dann wäre definitiv megasteinreich aus der Geschichte rausgegangen.

00:13:45: Muss aber sagen, es ist sein.

00:13:46: einziger Verkauf gewesen, sein einziger großer Verkauf, denn er hat seine ganzen Objekte nicht verkauft, sondern betrieben.

00:13:53: Und das ist schon genau der Haken.

00:13:55: Er war kein guter Bewirtschafter, er war ein guter Bauherr, kein guter Bewirtschafter.

00:13:59: Das heißt, wie viel er tatsächlich besessen hat, wie viel die Wert waren, wusste am Ende keiner.

00:14:04: Man hat es erst bei der Pleite herausgefunden, dass er zu dem Zeitpunkt eigentlich auch schon Mist gemacht hatte, das völlig überoptimistisch dargestellt hat.

00:14:12: Aber mit diesem einen Megadiel des Fürstenhofs kam natürlich aberwitzig Geld in die Kasse rein.

00:14:17: Was mich immer sehr interessiert bei diesen Fällen, weiß man, wie seine Familie mit dieser ganzen Geschichte umgegangen ist.

00:14:23: Was wussten die?

00:14:24: Wie weit waren die involviert?

00:14:26: Seine Frau war in die ganze Geschichte definitiv involviert.

00:14:28: Sie ist ja später mit ihm auch gemeinsam auf die Flucht nach Florida gegangen, in den Jahr fourneinzig, als alles aufflog.

00:14:34: Aber ich behaupte einfach mal, Seine Tochter hat es auch gewusst, sie hat nämlich damals ein Tagebuch geführt, das wurde hinterher auch Gegenstand der Anklage.

00:14:42: Da schrieb sie irgendwann mal den Satz, Papi in vierzehn Tagen hopp oder top, wenn die etwas feststellen, Doppelpunkt Gefängnis.

00:14:50: Ich weiß nicht, wie sich das für dich anhört, aber für mich hört sich das so an.

00:14:53: als ob der Tochter völlig klar gewesen ist, was da letztendlich lief,

00:14:56: oder?

00:14:56: Also, wenn ich das mit meinem Tagebuch ein Trinken vergleiche, der war vielleicht, heute waren wir im Schwimmbad oder mein Hase hat gut gefressen, aber da ist klar, die wusste was.

00:15:02: Und es zieht sich wie in roter Faden durch alle Betrugsfälle, über die wir hier reden, dass doch eigentlich der Protagonist immer sagt, also meine Familie wusste vor nichts sozusagen, um die Familie natürlich auch zu schützen.

00:15:14: Du hast es eben schon mal angekündigt, der Typ wohnte in einem Schloss, macht Mega-Geschäfte, Da waren doch bestimmt Politiker, Promis und Models nicht weit, oder?

00:15:21: Die Stars und Sternchen müssen doch bei dem ein- und ausgegangen sein.

00:15:24: Er wusste auch, wie man PR macht.

00:15:25: Da war er schlau genug für.

00:15:27: Er besaß ja in Frankfurt die legendäre Zeigalerie, an der er letztendlich kaputt gegangen ist.

00:15:33: Und die lief, als er die Betrieben hat, nicht ganz so gut.

00:15:36: Und dann sorgte er einfach dafür, dass Helmut Kohl der Mane-Rede hält.

00:15:39: Das war eine Wahlkampfveranstaltung, gemeinsam mit der Frankfurter Oberbürgermeisterin.

00:15:44: Steffi Graf war mal in der Zeigalerie damals der Mega-Tennis da, erzählt dann seiner Autobiografie die lustige Anekdote, dass die dreihunderttausend Mark Cash für einen Auftritt bekommen hat und der Vater, Zitat nicht ganz nüchtern, in Kassau gemacht hat bei ihm in der Villa.

00:15:58: Claudia Schiffer kam mal in die Teilgalerie, damals Supermodel.

00:16:02: Er wusste schon, sich zu inszenieren auf jeden Fall.

00:16:04: Sind die Leute auf ihn alle zugekommen?

00:16:06: oder ist er auf die Leute zugegangen?

00:16:08: Also hatte der irgendwelche Kontakt?

00:16:09: Ich frag mich immer, wie solche Szenarien zustande kommen, dass da auf einmal Helmut Kohl vorbeikommt.

00:16:14: Das muss ich irgendwie einfädeln.

00:16:15: Aber letztendlich wirkte Schneider ja auch wie jemand.

00:16:18: In dem Fall war es seine Nähe zur CDU, die ihm da geholfen hat.

00:16:21: Aber Schneider war ja ein mega erfolgreicher Unternehmer.

00:16:24: Ist ja nicht so, dass er drum ... Witten und Betteln musste.

00:16:26: damals erschienen Porträt in Spiegel über den großartigen Schneider, der so viel renoviert.

00:16:32: Er hatte ja auch Stil, er hat Geschmack.

00:16:34: Er hat immer den Denkmalschutz gewahrt bei seinen Projekten.

00:16:36: Das war ja keiner, der als Gelddieriger Baulöwe galt, sondern einer, der ganz erfolgreiche, wunderschöne Projekte letztendlich macht.

00:16:43: War natürlich am Ende ein Luftschloss, wie man herausgefunden hat.

00:16:46: Aber es war jetzt nicht so, dass er sich das alles mit Geld erkaufen musste, sondern Leute, Fanden auch die Nähe zu einem extrem erfolgreichen, stilvollen Bauunternehmer sehr sexy.

00:16:55: Du hast eben die Zeigallerie angesprochen.

00:16:57: Das ist ja eigentlich das Paradebeispiel dafür, dass eigentlich nichts überprüft wurde.

00:17:02: Die

00:17:02: Zeigallerie nennt er selbst den Kauf im Jahr nixenundachtundachtzig Schicksalhaftenkauf.

00:17:07: Denn das Prinzip, worüber wir uns eben schon unterhalten haben, das hat er hier in wahnsinnig gigantischen Dimensionen gestartet.

00:17:15: Der hat nämlich da vierhundertfünfzehn Millionen Kredit aufgenommen.

00:17:18: Die Deutsche Bank hat ihm ein Großkredit dafür gegeben und dreimal darfst du raten, worauf hat sie den Wert taxiert.

00:17:24: Vierneinfünfzehn Millionen hat diese Shopping-Galerie gekostet.

00:17:27: Was hat die Deutsche Bank gesagt, wie viel sei sie wert?

00:17:29: Na

00:17:30: wahrscheinlich wieder als Doppelte, oder was?

00:17:31: Richtig.

00:17:31: Gut getippt.

00:17:32: Neunhundertdreinachtzig Millionen.

00:17:33: Magst du das sagen?

00:17:34: Dann wirkt es total sicher, was man letztendlich hat.

00:17:37: So, und da hätte man... Locker hat er selbst ausgerechnet.

00:17:41: Fünfzig, sechzig Millionen Mark Mieteinnahmen gebraucht, damit sich das ganze Wahnsinnsprojekt rechnet auf zwanzigtausend Quadratmeter.

00:17:48: Die Sache hatte nur zwei Haken.

00:17:50: Das Ding hatte gar keine zwanzigtausend Quadratmeter Ladenfläche, sondern deutlich weniger, nämlich nur neun oder zehntausend je nach Rechnung.

00:17:56: Ich brauche auch Rolltreppen, Flächen etc.

00:17:58: Es ist niemandem aufgefallen, dass das keine zwanzigtausend Quadratmeter sind.

00:18:02: Schneider hat ein Bauschild angebracht an dem Dingen in der Frankfurter Einkaufsstraße in Sichtweite der deutschen Banktürme, dass das nur neuntausend Quadratmeter wären.

00:18:11: Niemand hat aber überlegt, dass das keine zwanzigtausend sein könnte.

00:18:14: Es konnte allein schon deshalb nicht sein, weil man die Hälfte der Mieterlöse der kompletten Einkaufsmeile-Zeil nur in dieser einen Zeigalerie gebraucht hätte.

00:18:23: Niemand hat Fragen gestellt.

00:18:24: Es ging ja fünfzehn Jahre lang gut.

00:18:26: Jeder wollte mit Schneider Geschäfte machen.

00:18:28: Und so lief auch die Zeigallerie letztendlich.

00:18:30: Wir halten fest, bei ihm läuft das gerade richtig.

00:18:32: Er kommt überall gut an, auf dem Bau, bei den Banken.

00:18:35: Er ist ein gern gesehener Gast bei den Promis.

00:18:37: Er lehnt die Promis zu sich nach Hause ein.

00:18:39: Sein gesamten Nettovermögen wird auf fast vier Milliarden mark geschätzt.

00:18:43: Also man kann sagen, wir sind im absoluten Höhepunkt im Leben des Jürgenschneiders.

00:18:48: Das ist Anfang der Neunziger der Fall.

00:18:50: Seitenlange Porträts werden über ihn geschrieben.

00:18:53: Bundesverdienstkreuz sollte er sogar zeitweise bekommen, weil er ja auch ein Gesicht des Sanierens und des Investierens in Ostdeutschland war.

00:19:00: Solche Leute wollte man ja auch haben.

00:19:02: Und er besaß insgesamt einhundert und siebzig Immobilienkomplexe in ganz Deutschland, die er renoviert oder gebaut hat.

00:19:10: Da muss man natürlich sagen, das war.

00:19:12: Auch eine massive Sicherheit, die er immer wieder vor Banken anführen konnte.

00:19:15: Naja, ihr leidet hier im Grunde genommen jemandem Geld, der ein gigantisches Immobilienvermögen hat.

00:19:19: Es halt hat niemand sauber saldiert.

00:19:21: Wie viel hat er eigentlich?

00:19:23: Wie viel gehört jemand Immobilien?

00:19:25: Wie viel Schulden hat er offen?

00:19:26: Aber da wurden keine Fragen gestellt.

00:19:27: Aber das war definitiv der Höhepunkt.

00:19:29: Zumindest offiziell.

00:19:31: Innerlich hat er schon langsam geahnt, wenn die Sache im Osten kippt, ein Drittel... seine Objekte stand in Leipzig, dann habe ich ein Problem.

00:19:38: Die Pechsträhne war irgendwann so stark, dass Jürgen Schneider floh allerdings nicht aus Angst vor dem Knast, sondern weil er wirklich dachte, dass sich alles von alleine erledigt.

00:19:47: Der Mark erholt sich und irgendwann ganz entspannt kann er wieder zurückkommen.

00:19:51: Dazu kommen wir gleich.

00:19:52: Jetzt aber erstmal zu unserer absoluten Lieblingsrubrik.

00:19:55: Wir schätzen alle gemeinsam, was hätten wir davon?

00:19:58: Christian rechnet uns vor, was wir alles Sinnvolles von diesen Milliarden hätten kaufen können.

00:20:03: Es geht um die Frage, was hätten wir davon bei den zweieinhalb Milliarden Euro, die letztendlich im Feuer standen, als das Schneider Imperium, umgekippt ist?

00:20:13: Ja, zwei Komma fünf Milliarden habe ich drei Fragen für dich vorbereitet.

00:20:17: Die erste Frage wäre in MVV, Münchner Verkehrsverbund, Jahresabo, wenn ich aus dem Vorort rein pendle, kostet tausend vierhundert Euro.

00:20:25: Boah, das ist teuer.

00:20:26: Das ist München, tolle Stadt zum Leben, nicht nur zum Wohnen, sondern auch so.

00:20:30: Deswegen meine Frage an dich, wie viele Jahre kann ich theoretisch fahren für diese Schadensumme von zwei Komma fünf Milliarden Euro?

00:20:39: Super viele Jahre.

00:20:40: Das ist völlig absurd die Zahl.

00:20:42: Ich würde jetzt sagen, wahrscheinlich irgendwas bei ... ... fünfhunderttausend Jahre, aber das ist wirklich viel zu viel.

00:20:47: Klingt schon absurd, tatsächlich werden es hochgerechnet ... ... eins Komma acht Millionen Jahre.

00:20:51: Also entweder kann einer eins Komma acht Millionen Jahre fahren ... ... oder aber eins Komma acht Millionen Menschen ... ... können sich ein Jahres-Abo einfach mal von MVV leisten.

00:20:58: Total absurd, oder?

00:20:59: Aber wahrscheinlich fahren die dann auch gar nicht mehr auf Schienen oder so ... ... oder auf der Straße, sondern fliegen.

00:21:04: Aber man hätte noch ein Abo.

00:21:05: Das stimmt.

00:21:06: Zweite Frage, die ich an dich hätte, um mal einen Vergleich zu wagen, wie viele Hartz-IV-Empfänger könnte man sozusagen bezahlen aus dem Staatssäckel, wenn man zweieinhalb Milliarden Euro hat, wie viele Empfänger bekommen ein Jahr lang ihren Satz?

00:21:22: Vielleicht so eineinhalb Millionen?

00:21:24: Könnte ich eine halbe Million Menschen zahlen, nicht ganz so viel.

00:21:26: Aber knapp eine Million Menschen könnte man den Hartz-IV-Satz zahlen einfach aus dem Staatssäckel für diesen Betrag von zweieinhalb Milliarden.

00:21:33: Dann allerletzte Frage, stehst du auf Luxushantaschen?

00:21:36: Ja, ich verstehe die Frage nicht.

00:21:37: Natürlich,

00:21:38: das ist noch... Was kostet denn deine Handtasche?

00:21:40: Komm, rück raus.

00:21:40: Meine

00:21:41: Lieblingshandtasche, die ich haben möchte, kostet irgendwas bei über viertausend Euro, glaube ich.

00:21:47: Also das ist so ein Goal, was wir bei uns auch im Mädelskreis haben, wo wir alle gesagt haben, wenn wir irgendwann mal viel Geld haben, im Lotto gewinnen sollten, dann ist diese Handtasche ganz oben auf der Prioliste.

00:21:56: Das ist eine

00:21:57: Chanel-Handtasche, Klassiker, viertausend, dreihundert Euro hatte ich mal recherchiert, da bin ich dann schon dabei.

00:22:03: könnte ich zwar wahnsinnig werden, weil ich andere Verwendungen für viertausend, dreihundert Euro hätte und Angst hätte, dass sie mir geklaut wird.

00:22:09: Trotzdem die Frage, wie viele Chanel-Handtaschen kann man für diese Summe im Feuer vom Schneider-Imperium von zweieinhalb Milliarden Euro kaufen?

00:22:16: Zweihunderttausend?

00:22:17: Jetzt hast du dich unterschätzt.

00:22:18: Es sind knapp sechshunderttausend, die ich letztendlich bekomme dafür.

00:22:21: Sechshunderttausend Handtaschen reicht glaube ich für

00:22:24: den weibliche

00:22:25: Teil der Bevölkerung einer deutschen Großstadt.

00:22:27: Das

00:22:27: ist echt so wie cool.

00:22:29: Christian, wir halten fest, es lief bisher alles gut für unseren Baulöwenschneider.

00:22:33: Er hatte es seinem Vater gezeigt, was er immer wollte.

00:22:36: Er war vom geprügelten Knaben zum Chef Barbo aufgestiegen.

00:22:40: Doch irgendwann wurde ihm dann doch alles zu viel.

00:22:50: Da hat er sehr viel in seinem Besitz.

00:22:57: Ein Drittel alleine leibt sich von seinen Hundertsiebzig Objekten.

00:23:00: Da muss er ab durch die Hecke.

00:23:01: Entscheidet sich zur Flucht.

00:23:03: Steckt noch ein paar Leuten Geld zu.

00:23:05: Zwohundertfünfundvierzig Millionen Mark damals wandern auf den Treuhandkonto.

00:23:10: Eine Million in Bar.

00:23:11: Ziel ist Florida.

00:23:12: Über Zürich.

00:23:13: Tatsächlich.

00:23:14: Man muss sich das aber nicht vorstellen, dass er sich von einer Strafverfolgung versucht zu schützen, sondern er glaubt tatsächlich, er müsste mal ein bisschen weg, bis sich die ganzen Preise wieder erholen.

00:23:25: Unerbietet, der Bank, in dem Fall der Deutschen Bank, seinem größten Kreditgeber, noch einen Deal an, so nach dem Ort, wo sie wollen ja bestimmt keinen Aufheben ist, deswegen hätte ich hier einen Deal für sie.

00:23:34: Wo mit der aber nicht rechnet ist, dass die Bank sofort alle Kreditlinien streicht und das komplett eskalieren lässt und einen Insolvenzantrag gegen ihn stellt.

00:23:42: Das hat selbst Schneider überrascht, aber zu dem Zeitpunkt ist er schon in Florida ab durch die Hecke.

00:23:47: Und dann kommt alles anders.

00:23:48: Es gibt tatsächlich einen Haftbefehl.

00:23:50: Die Banken greifen durch.

00:23:51: Er dachte, die Banken werden sich ja niemals die Blöße geben, zu sagen, der Schneider ist flöten gegangen.

00:23:56: Unsere Kredite sind im Feuer und zwar in Milliardenhöhe, fifty-fünfzig Banken, nochmal zur Erinnerung, mit denen er Geschäfte gemacht hat zu dem Zeitpunkt in seiner Luxus-Villa.

00:24:06: Ja, die Banken stellen den Insolvenzantrag gegen ihn.

00:24:08: Die sperren ihm auch die Zonertvierzig Millionen auf dem Konto, die er dabei seiteschaffen wollte.

00:24:14: Seine Kindern wussten nichts über seinen Aufenthaltsort.

00:24:17: Sagt er, weil er nicht wollte, dass Druck ausgeübt wird auf die, um den Aufenthaltsort zu verraten.

00:24:22: Ob das so war, weiß man nicht.

00:24:24: Aber er sitzt auf alle Fälle in Florida und ganz lustig, er wird nicht verhaftet.

00:24:28: Er ist da nämlich über ein Jahr, bis er tatsächlich verhaftet wird und gibt da noch ein ganz lustiges Fernsehinterview im Mai, zu seiner Situation in Florida.

00:24:37: Was war mit der Frau?

00:24:38: Ist die mit ihm geflohen?

00:24:39: Die ist mit ihm geflohen, genau.

00:24:40: Die hielt zu ihm, die war immer dabei.

00:24:42: Nur die Kinder hat da abgeschottet, aus Angst vor Sippenhaft, wie erwähnt.

00:24:45: Die Frau war aber tatsächlich dabei.

00:24:47: Er hat aber in Florida anders, als es dargestellt wird, kein Luxusleben geführt.

00:24:51: Es gibt da Bilder aus der Zeit, Und wenn man das Bild von diesem souveränen Baulöwen mit Anzügen festlichen Ansprachen vor Augen hat, völliger Wahnsinn, wenn man sich's anschaut.

00:25:10: Dann kam der siebzehnte Meinerzeit v.a.

00:25:13: die Festnahme, Auslieferung, U-Haft, dann der Prozess, Schneider wird verknackt zu sechs Jahren und neun Monaten vor allem wegen Betrugs.

00:25:21: Das ist ja schon ziemlich spektakulär.

00:25:23: Das stimmt, er war aber auch völlig geständig letztendlich.

00:25:25: Also er hat überhaupt niemand, der sich rausredet aus der Sache, sondern er war jemand, der das zugegeben hat, der das auch alles genüsslich in seiner Haft in der Autobiografie aufgeschrieben hat.

00:25:36: Kann ich sehr empfehlen, das Buch, wie er die Banken geleimt hat letztendlich.

00:25:40: Und als er dann rauskam, eine Lesereise gemacht hat, überall gefeiert worden ist.

00:25:45: Christian, da gibt es ja auch noch so ein legendäres Richter-Zitat aus dem Prozess, ne?

00:25:49: Richter Heinrich Gerke, der ja sehr lange in diesem Prozess sich mit der Person Schneider und seinen ganzen Tat beschifftigen musste.

00:25:56: Er kam zu dem Schluss, dass Schneider kein raffiniertes, krupelloser Großbetrüger sei, sondern lediglich ein Frankfurter Bub, der eine glaubhafte Sammelmanie für alte Häuser hatte.

00:26:05: Das ist jetzt ein Original-Zitag des Richters gewesen.

00:26:08: Und ich glaube, das ist das Schönste, was man hören kann, wenn man ein paar Jahre in den Kahn geschickt wird, wenn ein Richter einen so nennt letztendlich.

00:26:15: Ich glaube, das bleibt hängen aus diesem Fall.

00:26:18: Von diesem Schildbürgerstreich, was da, ob ich auch hängenbleibt, aus dem Fall Schneider, ist, dass da eigentlich den Niedergang der Deutschen Bank meiner Meinung nach begonnen hat.

00:26:26: Er hat Kredite vergeben, die sie nicht geprüft hat.

00:26:28: Und dann gab es noch diese legendäre Pressekonferenz mit dem damaligen Vorstandschef Hilmar Koppel, den man dann gefragt hat, naja, was ist denn jetzt mit den ganzen Handwerkerrechnungen?

00:26:36: Fünfzig Millionen, wer zahlt die?

00:26:38: Und Koppel sagte, naja, das sind Japaners für die Deutsche Bank.

00:26:40: Natürlich übernehmen wir die.

00:26:42: Und das Wort ist ja schon in den Sprachgebrauch war, glaube ich, Unwort des Jahres auch eingegangen.

00:26:46: Und ich glaube, da hat man schon gemerkt, naja, in den Dimensionen und Moralvorstellungen läuft bei dieser Bank vielleicht nicht alles ganz so sauber.

00:26:53: Wir halten fest, auch wenn Baulüwe Schneider vielleicht sympathisch wirkte, war er letztendlich nichts anderes als den Krimineller, der Milliarden von Euros ergaunert hat.

00:27:02: Und in unserer nächsten Folge geht es um den Gründerkrach.

00:27:05: Die erste große Finanzkrise und Spekulationsblase Deutschlands im Jahre eighteenhundertundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.

00:27:22: Das gab's schon, da ist die Republik schon mal in einen Spekulationsrausch verfallen, der, man ahnt es, mit einem Desaster, in dem Fall auch eine Rezession, selbst morgen endete.

00:27:32: Der sogenannte Gründerkrach.

00:27:34: Wie ohne Rücksicht auf Verluste gezockt wurde und was wir heute noch daraus lernen können, hört ihr in der nächsten Folge von Bad Finance.

00:27:54: Regie

00:27:56: Rapschimoniek.

00:27:59: Aufsprecher

00:28:00: Stefan Bergel.

00:28:01: Redaktion Christian Kirchner und Rapschimoniek.

00:28:05: Produktion Dominik Hesse und Rapschimoniek

00:28:08: von

00:28:08: Podcast Mania.

00:28:11: So wie

00:28:11: Isabel Lüberdrein von FAIO.

00:28:14: Gesamtleitung FAIO.

00:28:16: Benjamin Rison, Luca

00:28:17: Hershfeldt

00:28:18: und Tristan Lehmann.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.